Zürcher Tagesanzeiger

Mäusegift legt Meilen lahm

aus TA, 15.1.2015

Weil sie giftige Dämpfe eingeatmet haben, liegen neun Meilemer Feuerwehrmänner im Spital. Zehn Hausbewohner mussten evakuiert werden und die Seestrasse die ganze Nacht über gesperrt werden.

Weil sie giftige Dämpfe eingeatmet haben, liegen neun Meilemer Feuerwehrmänner im Spital. Zehn Hausbewohner mussten evakuiert werden und die Seestrasse die ganze Nacht über gesperrt werden.

Heulende Sirenen, blinkende Blaulichter, ein riesiger Lichtstrahler und die Einsatzwagen von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei am Strassenrand: Für die Bewohner des Hauses an der General-Wille-Strasse 320 in Meilen bot sich in der Freitag Nacht ein Bild, als ob Ausserirdische gelandet wären.

„Ich habe Sirenen gehört, Gepolter im Treppenhaus und laute Stimmen. Die Polizei hat an meiner Haustüre geklingelt und mit gebeten mitzukommen. Zusammen mit den anderen Hausbewohnern bin ich dann mit der Feuerwehr auf den Feuerwehrposten Meilen gefahren“ erzählt Bewohnerin Jeannie Bennet mit zittriger Stimme. Noch steckt ihr die schlaflose Nacht in den Knochen.

Die Feuerwehr Meilen sperrte um Mitternacht die Seestrasse und evakuierte die Bewohner des Hauses, weil im Garten giftige Dämpfe aufstiegen. Ein Passant hatte um 22.37 Uhr gemeldet, dass es auf der Seestrasse vor dem Mehrfamilienhaus stark nach Gas rieche. Vor Ort ist den Feuerwehrmännern dann aber schnell klar geworden, dass es sich nicht um das Leck einer Gasleitung handelte, sondern um „vorerst unindentifizierbare Dämpfe“, wie Peter Bösch, Stabsoffizier und Mediensprecher der Stützpunktfeuerwehr Meilen, sagt. Deshalb bezog die Feuerwehr sofort die Chemiewehr in den Einsatz mit ein. Den unvorbereiteten Feuerwehrleuten wurde die giftige Wolke jedoch zum Verhängnis: Sie trugen beim ersten Kontakt keine Gasmasken. Neun von ihnen zeigten im Laufe der Nacht Vergiftungserscheinungen und mussten noch am Einsatzort medizinisch behandelt und später ins Spital Männedorf gebracht werden, wo sie für 72 Stunden unter Beobachtung stehen. „Nur zur Sicherheit. Alle neun befinden sich zurzeit in stabilem Zustand“, sagt Renate Risseeuw, Leiterin Kommunikation des Spitals Männedorf.

Erste Abklärungen der Feuerwehr ergaben, dass Granulat zur Mäusebekämpfung den Gasgeruch verursacht hat. Statt es in den Mauselöchern zu deponieren und die Tiere damit zu ersticken, war das Gift auf dem Boden ausgestreut worden. Das Mäusegift reagierte mit der Luftfeuchtigkeit und entwickelte die giftigen Dämpfe. Es handelt sich um das in gasförmigem Zustand hochtoxische Calciumphosphid, das bereits in geringen Mengen zu Vergiftungen führen kann. Die Feuerwehr entfernte den grössten Teil des Granulats und bedeckte den ganzen Garten mit Sand. „Weil wir unmöglich die ganzen Gifkörner aufsammeln konnten“, wie Peter Bösch erklärt.

Hausbewohner hat Gift gestreut
Monica Grubenmann, eine Bewohnerin des Hauses, nimmt den nächtlichen Ausflug ins Feuerwehrlokal gelassen. „Uns geht es allen gut. Es war eine Freinacht - so what?“, sagt sie. Die Bewohner haben die Nacht auf dem Feuerwehrsposten in Meilen verbracht. Um sechs Uhr morgens konnten sie schliesslich wieder in ihre Wohnungen zurückkehren. „Die Feuerwehr hat sich sehr nett um uns gekümmert. Sie haben uns einen Platz zum Schlafen angeboten und uns mit Sandwichs versorgt“, sagt Bewohnerin Jeannie Bennet. 
Im Einsatz standen 45 Feuerwehrmänner inklusive Chemiewehrzug der der Feuerwehr Meilen. Zudem waren Rettungsdienst und Polizei vor Ort. Die Kantonspolizei Zürich kann zum Täter noch keine Aussage machen. Hausbewohnerin Bennet hingegen glaubt, der Täter oder die Täterin wohne ebenfalls im Haus. Die Person muss mit einer Strafanzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung rechnen.

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Händler an der Goldküste verkauft Eisbärenfell für 28'000 Franken

aus TA, 18.3.2011

Ein neuer Laden an der Seestrasse in Meilen begeistert die Sammler von Luxusgütern – und empört den WWF. Das Geschäft zieht demnächst ins Seefeld weiter.

Ein neuer Laden an der Seestrasse in Meilen begeistert die Sammler von Luxusgütern – und empört den WWF. Das Geschäft zieht demnächst ins Seefeld weiter.

Meilen – Ein Elchkopf mit majestätischem Geweih hängt an der Wand und starrt mit gläsernen Augen durchs Schaufenster. Vor ihm liegt, alle viere von sich gestreckt, ein Löwe am Boden und schaut grimmig an die Decke – Vorleger nennt sich dieses Tierpräparat. Am Laden ID9, wie das Inneneinrichtungsgeschäft an der Seestrasse 824 in Meilen heisst, fährt niemand vorbei, ohne einen Blick hineinzuwerfen.
Marco Rampinelli, der Geschäftsführer und Ladenbesitzer, hat darum – im Gegensatz zum erstarrten Elch – gut lachen: Das Geschäft mit ausgestopften Tierköpfen, Fellen und Geweihen blüht. In seinem Ladenlokal im Gebäude der Jachtwerft Portier verkauft er neben Tierpräparaten von heimischen Tieren wie Eichhörnchen, Steinböcken, Füchsen und Adlern auch Exotischeres. 
Ein Eisbärenfell mit Kopf und Tatze kostet 28 000 Franken, zwei Elfenbein-Stosszähne, die Rampinelli dem Naturhistorischen Museum Bern abgekauft hat, 30 000 Franken. Im Lager stapelnsich ausserdem drei Löwenfelle, und ein Zebrakopf schlummert in der Dunkelheit. Daneben gibt es im Geschäft neben zahlreichen Inneneinrichtungs-Gegenständen wie Kronleuchtern, Kerzenständern aus Geweih, Hockern und Decken auch Accessoires wie Kissen, Pulswärmer oder Taschen aus Fell zu kaufen. Chalet Chic nennt Rampinelli diesen Stil. 
Ein Chalet im Stile eines Grosswildjäger einzurichten, kann sich nicht jedermann leisten. Für viele der Käufer seiner exklusiven Ware ist der Preis ein sekundäres Kriterium. Ein Kunde habe einmal an einem Nachmittag für 150 000 Franken sein Haus neu eingerichtet, und vor kurzem habe eine Porschefahrerin nach dem Fell eines jungen Löwen gefragt – «egal, was es kostet». Andere Kunden wiederum seien sehr qualitätsbewusst und aus Liebhaberei an den Unikaten interessiert. Beinahe jedes Stück der Kollektion sei eine Einzelanfertigung, sagt Rampinelli.

Der WWF protestiert
Keine Freude an den skalpierten Tieren hat der WWF Schweiz. «Er hat mir eine bitterbösen Brief geschrieben – definitiv unter der Gürtellinie», sagt Rampinelli Darin forderte Doris Calegari, Verantwortliche für Artenschutz vom WWF Schweiz, den Ladenbesitzer auf, dass er die Herkunft seiner Felle deklariere. «Ich bin doch nicht blöd und verkaufe Felle, die nicht zertifiziert sind», Kontert Rampinelli. «Das wäre ja das Gleiche wie wenn ich hier Drogen lagern würde.» Das Bundesamt für Veterinärwesen habe die Bewilligungen ausgestellt und bei der Einfuhr kontrolliert. Überprüfungen im Laden selber fanden indes keine statt.
Trotzdem hat Calegari in ihrem Brief ethische Bedenken angemeldet: Es sei falsch, Felle von Tieren zu verkaufen, die vom Aussterben bedroht seien. Rampinelli aber sagt, er lebe ohne schlechtes Gewissen.

Nur im Winter geöffnet
Ein Laden wie jeder andere ist sein Geschäft ohnehin nicht: Weil die Waren mehrheitlich während der kalten Jahreszeit gekauft werden, öffnet er jeweils nur im Winter die Türen – und er tut das in jeder Saison woanders. Dieses Jahr zum ersten Mal am rechten Seeufer. Der Laden bleibt bis End März in Meilen, dann zieht das Geschäft ins Seefeld weiter.
ID9 lebt von Rampinellis Schwäche für Interieur Design und ist zugleich eine Hommage an Südafrika, wohin er mit seiner Familie einst auswandern wollte. Nach der Geburt der Tochter hat er sich aber fürs Bleiben entschieden. Das passende Auto für Afrika war da schon angeschafft: ein Land Rover Defender, schwarz wie ein Pantherfell.

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Kein Zutritt für Jugendliche auf dem Männedörfler Friedhof

aus TA, 9.3.2011

Vier Wochen nachdem in Männedorf Gräber beschädigt wurden, wird das Friedhofsareal für Minderjährige geschlossen. Auch wenn nicht klar ist, ob die Schändung das Werk Halbwüchsiger war.

Vier Wochen nachdem in Männedorf Gräber beschädigt wurden, wird das Friedhofsareal für Minderjährige geschlossen. Auch wenn nicht klar ist, ob die Schändung das Werk Halbwüchsiger war.

Männedorf – Der Zutritt zum Männedörfler Friedhof ist ab dem 1. März für Jugendliche verboten, wenn sie nicht in Begleitung von Erwachsenen sind. Dies hat der Gemeinderat von Männedorf beschlossen. Er reagiert damit auf die wiederholten Klagen von Friedhofsbesuchern. «Es ist uns nicht leicht gefallen, das Verbot zu verhängen», sagt Gemeindepräsidentin Heidi Kempin (FDP), die bisher vor allem auf den Dialog gesetzt hat. Wenn aber eine Abdankung durch johlende Jugendliche gestört und Gräber beschädigt würden, höre das Verständnis für die Jugendlichen auf. «In einem solchen Fall müssen wir ein klares Zeichen setzen», sagt Kempin.

«Das ist bitter für die meisten»
Der Entscheid fiel Ende Januar an einem runden Tisch, zu dem auch der Oberstufen-Schulleiter Matthias Würgler eingeladen worden war. Er steht hinter dem Verbot – jedoch schweren Herzens: «Ich finde es bitter, dass dadurch alle Jugendlichen in einen Topf geworfen werden.» Von ein paar schwarzen Schafen einmal abgesehen, habe er es vor allem mit interessierten und aufgeweckten Schülern zu tun, sagt Würgler. Erst kürzlich hat er mit einer Gruppe von Schülern ein Projekt bearbeitet, bei dem es darum ging, das Verhalten der Schüler auf dem Friedhof zu untersuchen und klare Richtlinien zu entwickeln. Die Jugendlichen seien sehr selbstkritisch und hätten verstanden, dass der Friedhof kein Ort für Schneeballschlachten sei, sagt Würgler. Das Verbot kommt darum für ihn zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt.

Fussspuren von Erwachsenen?
Trotzdem verteidigt er den Gemeinderatsbeschluss: «Wir wollen damit klar machen, dass gewisse Grenzen nicht überschritten werden dürfen.»
Das Fass zum Überlaufen brachte ein Vorfall Mitte Januar, als Vandalen ein Grabkreuz eingedrückt sowie Grabschmuck und Kerzen zerstört hatten. Auch wenn es in diesem Fall alles andere als erwiesen ist, dass Jugendliche verantwortlich für die Schändung sind. «Die grossen Fussspuren weisen meiner Meinung nach eher auf Erwachsene hin», gibt Würgler zu bedenken.
Der Friedhofsvorsteher von Männedorf, Rolf Baumann, wird demnächst ein laminiertes Dokument an die Eingänge hängen, das auf das Verbot aufmerksam macht. Dieses sei zeitlich befristet, aber mit Sicherheit bis zu den Sommerferien gültig. Baumann nimmt an, dass die Polizei die Umgebung des Friedhofs künftig häufiger kontrollieren wird. «Die Schüler müssen begreifen, dass ihr Handeln nicht ungestraft bleibt», sagt er. Die Friedhofsruhe und die Würde dieses Ortes müsse um jeden Preis geschützt werden. Derselben Meinung ist auch Gemeindepräsidentin Heidi Kempin. 
Die Jugendlichen halten sich nicht zuletzt auf dem Friedhof auf, weil sie ihn als Schulweg benutzen. In Zukunft müssen sie einen Umweg machen.



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Verjüngung im Chlaustobel

aus TA, 19.2.2015

Wegen umgestürzter Bäume trat der Hombrechtiker Chlausbach regelmässig über die Ufer und richtete Schäden an. Ein gezielter Holzschlag soll dies verhindern.

Wegen umgestürzter Bäume trat der Hombrechtiker Chlausbach regelmässig über die Ufer und richtete Schäden an. Ein gezielter Holzschlag soll dies verhindern.

Hombrechtikon – 400 Tonnen Holz von Buchen, Eschen und Tannenbäumen werden bis Ende kommender Woche aus dem Chlaustobel bei Hombrechtikon geschleift. Die Gemeinde Hombrechtikon hat diese Fällaktion angeordnet,weil umgestürzte Bäume das Bachbett des Chlausbachs verstopft hatten und es darum bei starken Regenfällen immer wieder zu Überschwemmungen und Flurschäden gekommen war. Das Waldstück wird mit einer gezielten Rodung von alten und schweren Bäumen an den Hängen des Chlaustobels befreit und ausgedünnt.
Die Arbeit im steilen und rutschigen Gelände ist hart und aufwendig. In einem ersten Schritt wird ein dickes Stahlseil um den betroffenen Baumstamm gelegt und festgezurrt. Am anderen Ende des Seils steht ein Bagger mit einer Seilwinde, die so lange dreht, bis das schlaffe Seil stramm gezogen ist. Damit können die Forstarbeiter kontrollieren, wie der Baum fällt. Zudem verhindert der Mechanismus, dass die Bäume nach dem Fällen ins Tobel hinunterrutschen.
Für die Arbeiten brauche es deshalb mindestens zwei Mann, sagt Hans Trutmann, der an diesem Tag die Seilwinde bedient. Er ist über Funk ständig in Verbindung mit seinem Kollegen Roger Borenga, der mit seiner kreischenden Kettensäge gerade seelenruhig in eine riesige Tanne schneidet, als ob der Baum aus weicher Butter wäre.

Der verantwortliche Förster der Gemeinde Hombrechtikon, Gian Andri Capeder, ist mit dem Verlauf der Arbeiten zufrieden. Seit er zusammen mit den Forstarbeitern mit dem Fällen der ersten Bäume begonnen habe, sei alles planmässig verlaufen. «Zu Unfällen ist es nicht gekommen, obwohl die Arbeit im Unterholz zahlreiche Gefahren birgt. Aber Gott sei Dank bin ich, abgesehen von kleineren Blessuren, jeden Abend gesund nach Hause gekommen», sagtForstarbeiter Hans Trutmann. Wenn auch mit Glück. Einmal sei er nämlich bei der Arbeit vom Baum gefallen. Wie durch ein Wunder sei er dabei aber unverletzt geblieben.

Das Chlaustobel liegt auf Hombrechtiker Gemeindegebiet und wird vom Chlausbach durchquert. Weil die Abhänge steil sind, verlieren schwere Bäume bei Regenfällen regelmässig ihren Halt, geraten ins Rutschen und stürzen um. Dabei kann der Bach verstopfen. «Die Vegetation wird aber nicht nur ausgedünnt, sondern auch verjüngt», erklärt Förster Capeder. Weniger Bäume bedeute nämlich mehr Licht auf dem Waldboden. Junge Bäume entwickeln sich dadurch besser und stabilisieren mit ihren gesunden Wurzeln den Hang. «Die Verjüngungskur sollte jetzt für mindestens 20 Jahre reichen», sagt Trutmann.

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Der Loipenkönig vom Pfannenstiel

aus TA, 6.2.2015

Nacht für Nacht ist This Menzi mit dem Pistenbully auf der Guldenen unterwegs. Seit 25 Jahren präpariert er die Loipen der Region.

Nacht für Nacht ist This Menzi mit dem Pistenbully auf der Guldenen unterwegs. Seit 25 Jahren präpariert er die Loipen der Region.

Guldenen – Ein Reh springt mit funkelnden Augen über die verschneite Wiese der Guldenen hoch ob Küsnacht. Eine Schleiereule gurrt verstohlen aus dem Unterholz. Es ist stockfinstere Nacht. Höchste Zeit für This Menzi, seinen Pistenbully 160 aus der Garage zu fahren und mit der nächtlichen Tour zu beginnen. Menzi ist Landwirt, er bewirtschaftet einen Hof auf der Guldenen.
Das Pistenfahrzeug kostet stolze 200 000 Franken und wurde von der Zürcher Kantonalbank, der Eigentümerin der Guldenen, gesponsert. Die Bank bezahlt ihm einen Lohn fürs Präparieren der Langlaufloipen. «Einen Bonus kriege ich aber nicht» sagt Menzi und lacht. Vier bis zehn Stunden ist er mit dem Pistenbully unterwegs – je nach Schneehöhe. Er präpariert die Pisten von der Guldenen bis nach Hombrechtikon, dann über die Auen oberhalb Stäfa bis an die Oetwiler Grenze beim Türli. Weiter geht die Tour dann vom Gibisnüt auf Uetiker Boden via Vorderer Pfannenstiel und Hochwacht zurück auf die Guldenen. In schneereichen Wintern liegt jeweils bis zu einem Meter Schnee. Es ist ruhig an diesem Abend. Dass das Naherholungsgebiet nur 10 Minuten von der Stadt Zürich entfernt ist, ist kaum vorstellbar.

Chaos wie am Fussballmatch
An schönen Wochenenden ist es jeweils vorbei mit Ruhe und Beschaulichkeit. Dann fallen Tausende von gestressten Stadtzürchern ins Naturidyll ein. «An solchen Tagen haben wir jeweils ein Parkplatzchaos, wie an einem wichtigen Fussballmatch», sagt This Menzi.
Seit 25 Jahren unterhält er die Langlaufloipen, Wander- und Schlittelwege auf der Guldenen. «Der Schnee braucht vier bis sechs Stunden Ruhezeit, dann ist er am härtesten und griffigsten», weiss er deshalb aus Erfahrung. Menzi ist mit seinem Pistenfahrzeug darum meistens in der Nacht unterwegs. Der Schnee wird vom Raupenfahrzeug gepresst. Am Heck des Bullys ist ein spezieller, schwerer Schlitten montiert, der die Spuren in den gepressten Schnee drückt.
20 Zentimeter Schnee braucht es dafür mindestens. Er kann sich noch gut an Zeiten erinnern, wo er nur die Klassische Variante spuren musste. «Mittlerweile sind die Skater allerdings klar in der Überzahl», sagt Menzi.
Die Loipe auf der Guldenen hat bereits eine lange Tradition. In den frühen Siebzigerjahren begannen Langläufer vom Turnverein Egg erste Loipen zu präparieren. «Hilfsmittel hatten sie keine», sagt Menzi. «Sie sind einfach mit ihren Skis ein paar Mal im Kreis gelaufen.» Gleich taten es ihnen 15 Langläufer des Skiklubs Alpina aus Männedorf und Stäfa auf der anderen Seite des Pfannenstiels, die unter der Leitung von Fredy Guyer, damals Orientierungsläufer mit exzellenten Geländekenntnisse, eine Loipe anlegten.

Nicht alle Bauern freuts
1985 dann wurden die Strecken miteinander verbunden und in die Obhut von This Menzi gelegt. Fredy Guyer amtet seither als Betreuer der «ZKB-Loipe am Pfannenstiel». Beim Spuren muss Menzi vorsichtig sein. «Die Kurven müssen rund gefahren werden», erklärt er. Geländekuppen seien besonders heikel. «Wenn das schwere Gefährt den Schnee zusammenpresst, verliert die Schicht ihren dämmenden Charakter. Die Erde darunter gefriert», erklärt This Menzi. Dies führe im Sommer zu unschönen Grasnarben, also Stellen, an welchen das Gras nicht mehr richtig gedeihe. «Da kommt es schon einmal vor, dass sich Bauern bei mir über die Loipen auf ihrem Land beklagte», sagt Menzi.

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Eine Initiative gegen den Giebelwahn

aus TA, 17.3.2015

Erlenbachs Verschönerungsverein will einen alten Zopf abschneiden: Das Verbot von Attika-Wohnungen. Dieses habe abstruse Dachaufbauten zur Folge und viele andere Nachteile.

Erlenbachs Verschönerungsverein will einen alten Zopf abschneiden: Das Verbot von Attika-Wohnungen. Dieses habe abstruse Dachaufbauten zur Folge und viele andere Nachteile.

Erlenbach – Christiane Brasseur ist in die Aufnahmen von Erlenbaches Strassenszenen vertieft, die dank Google Street View im Internet frei verfügbar sind. Die meisten Menschen interessieren die Bilder vor allem, weil man darauf etwa Frau Meier sieht, wie sie gerade aus ihrem silbergrauen Mercedes SLK aussteigt – Brasseur aber achtet auf anderes: auf die Häuser. Die Erlenbaches Architektin benutzt die Bilder, um das neuste Anliegen des Verkehrs- und Verschönerungsvereins (VVE), dessen Präsidentin sie ist, zu untermauern: Der Verein will eine Vorschrift bodigen, die dazu geführt hat, dass heute viele Wohnquartiere von «Verkrüppelungen und Absurditäten überzogen sind», wie Brasseur sagt. Sie meint die Häuser und ihre Dächer.
Konkret geht es vor allem um Artikel 38 der Erlenbacher Bau- und Zonenordnung (BZO). Besser: um dessen Streichung. Dort steht nämlich, dass in knapp einem Drittel der Erlenbaches Wohnzonen keine Attika-Geschosse erlaubt sind. Der Begriff meint eine von der Fassade nach hinten abgesetzte Wohnung ganz oben auf dem Haus. Faktisch ist das Verbot fast ein Schrägdachgebot. Denn viele Bauherren mögen nicht auf den Raum oberhalb der Dachtraufe verzichten und verpassen ihnen daher Giebel.
«Das Verbot verunmöglicht eine zeitgemässe Architektur», sagt Brasseur. Die Bilder von Erlenbach dokumentieren ihrer Meinung nach, welch sonderbare Blüten die Bestimmung trieb, die seit 1961 in der BZO verankert ist. Damals war der Wortlaut indes noch allgemeiner formuliert als heute: «Der Gemeinderat kann, sofern eine Beeinträchtigung des Quartiercharakters zu befürchten ist, Flachdächer und Attikageschosse verbieten.» 1995 wurde die «kann»-Vorschrift zu einem ausdrücklichen Verbot verschärft.

Häuser werden höher als nötig
Deshalb wimmelt es in den Gebieten, für welche die Vorschrift gilt, von Dachkonstruktionen, die bis heute in keinem Architekturvokabular Einlass gefunden haben. Weil sich Geschosse unter einem Giebeldach nur mit Dachaufbautenoder Dacheinschnitten belichten lassen, entstehen Dächer die aussehen, «als hätte man sie durch den Tumbler gedreht», wie eine Vorstandskollegin von Brasseur einst bemerkte. Hinzu komme, dass Schrägdächer höher in den Himmel ragen, als es ein Attika-Geschoss täte. Dadurch werde den Nachbarn unnötig die Sicht geraubt, kritisiert Brasseur. 
Auf der anderen Seite kennt sie auch Bauherren, denen die verdrehten Giebel ein Graus sind, sodass sie lieber ganz auf ein Dachgeschoss verzichten. Übrig bleibt ein Flachdach. Das wiederum sei aus raumplanerischer Sicht unsinnig, findet Brasseur: So gehe Wohnraum verloren, und das erhöhe den Siedlungsdruck.

Relikt aus vergangener Epoche
«Die Bauordnung widerspiegelt immer auch den Zeitgeist einer Epoche», sagt die VVE-Präsidentin. In den Sechzigerjahren galt das Flachdach als Ausdruck einer Modernität und Weltläufigkeit, welche die Mehrheit im Dorf nicht wollte. In einem Bericht des Baugutachters von 1971, der die eingegebenen Baugesuche prüfte, steht geschrieben, dass der Blick auf ein Flachdach von oben herab schlicht «abscheulich» sei. 
Diese Haltung ist für Brasseur definitiv überholt: «Das Attikaverbot muss fallen. »Daran ist sie auch als Architektin interessiert, die in Erlenbach baut. Ihr eigenes Haus allerdings sei für einen Attika-Aufbau zu klein.
Indirekte Unterstützung bekommt der VVE vom Präsidenten des Zürcher Heimatschutzes, Ulrich Ruoff: Er glaubt nicht, dass Verbote in der Bauordnung das Heimatbild eines Dorfes nachhaltig bewahren können. Die Erfahrung habe gezeigt, dass es viel sinnvoller sei, historisch wertvolle Gebäude unter einen totalen Schutz zu stellen. Zur konkreten Situation in Erlenbach könne er aber keine Stellung nehmen. Neben einer Änderung des Artikel 38 möchte die Initiative auch Kernzonen umzonen, die sich gar nicht direkt im Erlenbaches Dorfzentrum befinden. Das Beispiel der Kernzone Rankstrasse habe gezeigt, was passiert, wenn spärlich bebautes Land der Kernzone zugeordnet wird und deshalb mit grossen Bauvolumen zugestellt werden darf: «Die neuen Häuser werden von der Bevölkerung Monster-Chalets genannt», sagt Brasseur.



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Die teuerste Baugrube des Bezirks

aus TA, 11.3.2015

An der Seestrasse 113 in Herrliberg klafft ein spektakuläres Loch. Auf engstem Raum entstehen vier Luxus-Eigentumswohnungen. Das stösst bei Autofahrern und Baubehörden auf Verwunderung.

An der Seestrasse 113 in Herrliberg klafft ein spektakuläres Loch. Auf engstem Raum entstehen vier Luxus-Eigentumswohnungen. Das stösst bei Autofahrern und Baubehörden auf Verwunderung.

Herrliberg – Eigentlich sei die Lage im Nadelöhr zwischen Seestrasse und Bahntrassee für den Bau eines Wohnhauses unrentabel. Zu kostspielig der Planungsprozess, zu hoch der ingenieurtechnische Kraftakt und zu kompliziert der logistische Aufwand, welcher sich beim Bauen am steilen Hang ergibt, erzählt GeschaÅNftsführer und Totalunternehmer Reinhard Vissa von der Optimmo Immobilien AG in Zollikon. «Nicht wegen des Steilhangs, aber wegen der Risiken und Nebenwirkungen.»
Dennoch: Die schroffe Böschung erlaubt ab Höhe des ersten Wohngeschosses einen freien Rundblick über den See. «Nach wie vor ein schlagendes Verkaufsargument», sagt Vissa. «Seesicht ist eine rein emotionale Sache. Die Käufer freuen sich am Gefühl der Weite und Freiheit. Normalerweise sind solche Liegenschaften schon bei Baubeginn verkauft.» Die Preise kann sich aber nicht jeder leisten. Drei 4,5-Zimmer-Wohnungen mit 183 Quadratmetern und eine 3,5-Zimmer-Attikawohnung mit 151 Quadratmetern stehen zur Auswahl. Sie kosten zwischen 1,85 und 2,3 Millionen Franken. Bezugstermin ist im Herbst.
Die Bauarbeiten gehen planmässig voran, auch wenn es zu Stau und prekären Zufahrtssituationen kommt. Kein Wunder: Die Baustelle liegt unmittelbar an der Seestrasse. In Übereinkunft mit dem Kanton, welcher für Bewilligungen im Zusammenhang mit der Kantonsstrasse verantwortlich zeichnet, wurde das Trottoir abgesperrt. Es ist für Fussgänger unpassierbar. Beschwerden sind bei der Gemeinde aber keine eingegangen. Der Baurechtsentscheid ist einzig vom Segel und Yacht Club Herrliberg angefordert worden, welcher vis-à-vis unten am Seeufer sein Klubhaus hat. Er ist der ehemalige Eigentümer des Nachbargrundstücks.

Laser sichern die Baustelle
Die Abstützung des Bahntrassees wird mithilfe von Lasergeräten und einem automatisierten Warnsystem permanent überwacht. «Messungen im Hundertstelmillimeter-Bereich», wie Visa erklärt. Die Bellago-Baustelle ist eine grosse Herausforderung. Man müsse sich das ungefähr so vorstellen, wie wenn man als Kind am Strand Löcher in den Sand gegraben habe. «Von unten drückt das Wasser herauf, und die Seiten drohen ständig einzubrechen.» Der hohe Grundwasserspiegel – den die Unmittelbarkeit zum See mit sich bringt – und die Gefahr, dass der Hang ins Rutschen gerät, machten zahlreiche geologische Vorabklärungen notwendig. Jeder Kubikmeter Erde, welcher ausgehoben wurde, musste sofort durch eine Schicht Beton verklebt und mit riesigen Stahlschrauben im Untergrund verankert werden.
Bauleiter Max Hörler braucht für seine Arbeit auf der Baustelle gutes Schuhwerk. Es ist jeweils ein kräftezehrender Aufstieg von Plattform zu Plattform bis ganz nach oben, wo er den Überblick hat. Das Betonfundament erinnert an eine künstliche Kletterwand für Extremsportler. Auf rund eine Million Franken beziffert Hörler den finanziellen Aufwand für diesen von Menschenhand geschaffenen Felsen, an dessen Fuss ein verschneites Betongerippe auf die Weiterarbeit wartet. «Es ist zu kalt im Moment», erklärt Hörler. Ein halbes Jahr haben Spezialisten Schicht für Schicht abgetragen, und so die grüne Böschung in einen bolivianischen Steinbruch verwandelt.

Swimmingpool auf dem Dach
Solcher Mehraufwand schlägt sich neben der aussergewöhnlichen Lage im Preis nieder. Die exklusive Attikawohnung mit eigenem Swimmingpool auf dem Dach für 2,3 Millionen Franken ist noch nicht verkauft. «Wir sind jedoch in fruchtbaren Verhandlungen», sagt Geschäftsführer Vissa. Die Frage, ob die Wohnqualität, eingeklemmt zwischen Strasse und Bahngleisen, nicht beträchtlich vom Lärm eingeschränkt sei, beantwortet er mit einem haustechnischen Argumentarium: «Die Vibrationen des Zugs werden durch das massive Fundament abgefangen. Alle Wohnungen werden künstlich belüftet und sind mit Schallschutzfenstern ausgestattet.»

 

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Fast alle für Familienwohnungen

aus TA, 24.3.2011

Stäfas Parteien sprechen sich für eine Initiative aus, die 40 Familienwohnungen fordert. Nur die SVP zögert.

Stäfas Parteien sprechen sich für eine Initiative aus, die 40 Familienwohnungen fordert. Nur die SVP zögert.

Stäfa – Diese Woche werden in Stäfa die Unterlagen für die Abstimmung vom 7. März versendet. Einzige Vorlage auf kommunaler Ebene ist die Einzelinitiative «Günstige Familienwohnungen», die SP-Kantonsrat Peter Schulthess im vergangenen Oktober eingereicht hatte.
Die Initiative will, dass in Stäfa – auf einem Grundstück, das der Gemeinde gehört – 40 preisgünstige Familienwohnungen gebaut werden. Weil die Ausgaben für die Gemeinde mehr als 2 Millionen Franken betragen, kommt es zu einer Urnenabstimmung (TA vom 29. 10.). Im Vorfeld der Abstimmung hat sich ein Komitee, das sich aus Mitgliedern fast aller Parteien zusammensetzt, für die Annahme der Initiative ausgesprochen. Neben der SP Stäfa erhält die Initiative auch offizielle Unterstützung der Gemeindesektionen von FDP, CVP, den Grünliberalen und dem Stäfner Gemeinderat.

Zweifel bei der SVP
Die SVP Stäfa hingegen hat sich noch nicht für eine Parole entschieden. SVP Vizepräsident Peter Frey kann es sich aber grundsätzlich vorstellen, dass die Initiative – auch wenn sie vom linken politischen Lager initiiert wurde – von seiner Partei unterstützt wird. Am kommenden Donnerstag wird ein Vertreter des überparteilichen Komitees «Günstige Familienwohnungen in Stäfa» die SVP Stäfa an ihrer ausserordentlichen Generalversammlung besuchen und die Initiative vorstellen. Bis dann herrschen noch Zweifel innerhalb der Partei. Peter Frey unterstützt die Initiative nur, wenn klare Regeln herrschen. «Was passiert etwa, wenn der Bewohner einer subventionierten Wohnung eine Gehaltserhöhung erhält oder wenn sich die Familiensituation ändert. Muss er dann ausziehen? Wie können wir verhindern, dass nicht nur Sozialhilfeempfänger von den Wohnungen profitieren können, sondern auch kinderreiche Familien?», fragt Frey.

51/2 Zimmer für 2300 Franken
Im Wohnbau- und Wohnbauförderungsgesetz sei klar geregelt, wie sich eine vom Kanton subventionierte Genossenschaft verhalten muss, erklärt SP-Kantonsrat Peter Schulthess. Unter anderem müssen die Bewohner jedes Jahr ihre Steuererklärung vorlegen. Kritische Stimmen hat er eigentlich nurvon direkt betroffenen Anwohnern gehört, die lieber eine grüne Wiese anstatt Baulärm haben. Aber das sei ja normal, sagt Schulthess. Das Grundstück liegt in einer Wohnzone.
Die Initiative will im Detail, dass die Gemeinde ein 8640 Quadratmeter grosses Grundstück im Ortsteil Ülikon für 80 Jahre im Baurecht an eine gemeinnützige Baugenossenschaft – wie etwa die Gewo Züri Ost, die bereits die Geren- Alterswohnungen in Stäfa baut – übertraÅNgt. Diese soll die 40 preisgünstigen Familienwohnungen bauen, wovon die Hälfte subventioniert wird. Die Mietpreise würden dann für die 31/2- bis 51/2-Zimmer-Wohnungen zwischen 1600 und 2300 Franken betragen.

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